Was ist eine FM-Anlage?


Was ist eine FM-Anlage?

Es inzwischen kein Geheimnis mehr, dass filmreflex eine hörbehinderte Praktikantin eingestellt hat. Damit ich, Nele, die Projekte akustisch gut meistern kann, nutze ich für die Arbeit meine FM-Anlage. Was das genau ist und welche Vor- und Nachteile die FM-Anlage bietet, erfährst du in diesem Beitrag.

Was für die guthörenden Menschen leicht von der Hand geht und eher ganz nebenbei passiert, ist das Zuhören. Für mich als hörbehinderte Person ist Zuhören eine echt komplizierte Angelegenheit und viele einzelne Faktoren beeinflussen die Qualität, wie gut ich Gesprächssituationen meistern kann. Gespräche mit einzelnen Personen funktionieren in der Regel gut. Ausnahmen bilden bei mir vor allen Dingen Gesprächssituationen, in denen mehrere Gesprächspartner*innen beteiligt sind. Hier merke ich, dass ich schnell an meine Grenzen stoße. Dies passiert insbesondere, wenn meine Gesprächspartner*innen durcheinander, zu schnell oder zu leise sprechen. Hintergrundgeräusche, wie ein klingelndes Telefon, Straßenlärm bei geöffnetem Fenster, Musik oder noch weitere Gespräche im Hintergrund, erschweren das Zuhören und Verstehen von Gesprächsinhalten zusätzlich.

Im Vergleich zu guthörenden Menschen kann ich die Störgeräusche nur begrenzt filtern und ausblenden. Damit ich Gesprächssituationen besser meistern kann, schafft hierfür eine FM-Anlage Abhilfe. Bei der FM-Anlage handelt es sich um eine Übertragungsanlage und sorgt dafür, dass das Gesprochene direkt in meine Cochlea-Implantate übertragen werden. Sie besteht aus zwei Komponenten: Sender und Empfänger.

FM-Anlage: Sender und Empfänger

Der Sender besteht aus einem Hauptsender (s. Foto rechts), welcher i.d.R. die Lehrkraft oder die vortragende Person dauerhaft um den Hals trägt. Für Redebeiträge aus dem Plenum gibt es zusätzlich noch Handmikrofone (s. Foto unten links), die mit dem Hauptsender gekoppelt sind. Bis zu 35 Handmikrofone können dabei verbunden werden. Die Sender verstärken und übertragen das Gesprochene zum Empfänger, der direkt am Cochlea-Implantat (s. Foto unten rechts) angedockt ist.

Der Hauptsender der FM-Anlage wird um den Hals getragen. Auf dem Foto ist Nele zu sehen, wie sie den Hauptsender der Anlage trägt.

Der Hauptsender wird am Hals getragen

Die FM-Anlage besteht aus mehreren Mikrofonen, eines hier im Bild auf einem Konferenztisch zu sehen.

Handmikrofon für Sprecher*innen

Das Cochlear-Implantat als Empfänger der FM-Anlage auf einem Tisch.

CI mit dem Empfänger

Ein großer Vorteil der FM-Anlage ist, dass das Gesprochene direkt in meine Cochlea-Implantat übertragen wird und ich dadurch auch bei Nebengeräuschen die Gespräche gut folgen kann. Nachteilig ist, dass ich nur ein*e Sprecher*in zur Zeit verstärkt hören kann und somit darauf angewiesen bin, dass die beteiligten Gesprächspartner*innen stets darauf achten, ins Mikrofon reinzusprechen.

Im Rahmen meines Praktikums nutze ich die FM-Anlage v.a. für Workshops, Teamsitzungen oder bei Veranstaltungen. In der Hochschule wird die Anlage in Lehrveranstaltungen und bei Gruppenarbeiten verwendet.

Transkription des Gesprochenen – eine weitere Funktion der FM-Anlage

Mit einem weiteren Gerät ist möglich, dass das Gesprochene auch mit einer Speech-to-Text-App automatisch transkribiert werden kann. Auf diese Weise kann ich das Gesprochene parallel mitlesen. Je nach Stimmqualität und Disziplin der Sprecher*innen, der gesprochenen Wörter, sowie verwendeter Software funktioniert die Transkription ziemlich akkurat. Ich habe bisher zwei Programme ausprobiert, die beide jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Aktuell bin ich noch am Testen, welche Software für mich besser geeignet ist.

Live-Transkription während eines Meetings

Fazit

Wichtig ist zu wissen, dass die FM-Anlage ein großartiges Hilfsmittel ist, jedoch kein Allheilmittel für akustisch herausfordernde Situation. Gerade ein gute Gesprächsdisziplin, konsequentes Nutzen der Mikrofone und Mitdenken seitens meiner Gesprächspartner*innen sind erforderlich, damit ich das Gesprochene gut verstehen und folgen kann. Zuhören ist, trotz der Hilfsmittel, weiterhin anstrengend und erfordert von meiner Seite aus viel Konzentration. Insofern sind auch regelmäßige Pausen bspw. in Workshops hilfreich, damit ich eine kurze „(Zu-)Hörpause“ einlegen kann.