Bericht von den Projekttagen im Kindergarten Rauschenberg


Arbeiten an der TrickboxMein Name ist David Groher. Ich studiere Medienkultur im 5. Semester in Weimar und bin seit dem 1. Oktober 2014 Praktikant bei Filmreflex. Mit Anne bin ich letzte Woche in die Kindertagesstätte Rauschenberg in Petersberg bei Fulda gefahren. Im Rahmen des Projektes “Medienkinder – Kindermedien” sollte von Dienstag an drei Tage lang mit den Vorschulkindern ein Stop-Motion-Film erstellt werden.

Die Projekttage

Um die Erzieherinnen auf das Vorhaben vorzubereiten, erklärten wir ihnen anhand der Trickbox, die mit einer Webcam ausgestattet war, wie man aus gebastelten Papierfiguren mit vielen Fotos und zwischenzeitlichem Bewegen einen kleinen Film bauen kann. Die Erzieherinnen zeigten sich sehr aufgeschlossen und interessiert, vermuteten aber schon einige Probleme, die für die Kinder bei einem solchen Projekt auftreten könnten, etwa das lange, konzentrierte Arbeiten, das Einander-Zuhören und das Leise-Sein bei Tonaufnahmen.
Ab Dienstag begann das Kita-Projekt. Dort angekommen, lernten wir die Kinder in einer Vorstellungsrunde kennen, in der jeder den Namen sagen sollte, und, was man besonders gut kann. Viele der Kinder konnten besonders gut klettern oder hüpfen, andere konnten gut mit Spielzeugpistolen schießen.

Die Trickbox

Anschließend gingen wir in den Werkraum, wo die Trickbox schon aufgebaut war. Mithilfe eines Daumenkinos erklärten wir den Kindern, dass viele hintereinanderliegende Einzelbilder, wenn man sie schnell mit dem Daumen blättert, eine flüssige Bewegung ergeben – der Grundstein für das Verständnis von Film, der in diesem Projekt für die Kinder gelegt wurde.
Als eine weitere Übung sollten die Kinder die Trickbox ausprobieren. Dazu malte jedes Kind ein Gesicht auf ein kreisförmiges Blatt Papier, das anschließend durch die Trickbox geschoben wurde. Zusätzlich wurden Aufgaben an die Kinder verteilt, etwa das Foto am Notebook per Mausklick aufzunehmen, “Finger raus” oder “Action” zu sagen. Danach arbeiteten wir mit einem Aufnahmegerät, an das ein Kopfhörer angeschlossen war. Die Kinder hatten die Möglichkeit, die Stimmen der anderen und auch ihre eigene zu hören. Besonders letzteres war erwartungsgemäß für viele Kinder eine eigenartige und neue Erfahrung. Als das Aufnahmegerät die Runde gemacht hatte, sollte sich jedes Kind ein Geräusch zu seinem gebastelten Papiergesicht ausdenken, das anschließend aufgenommen wurde.

Während die Kinder für eine Bewegungspause den Raum verließen, konnte ich die aufgenommenen Geräusche unter das Video legen und den Kindern danach ihr erstes Ergebnis vorstellen. Der nächste Schritt war, Ideen für einen richtigen Film zu sammeln und zu diskutieren. Die Kinder hatten diesbezüglich die unterschiedlichsten Ideen. Bei den Mädchen waren Prinzessinnen und Königinnen besonders im Trend, die Jungen interessierten sich, angeregt durch die beiden “Drachenzähmen leicht gemacht”-Filme, für fliegende Drachen. Zusätzlich sollten noch Obi Wan Kenobi aus Star Wars, eine Schildkröte, Autos und zwei Trampolinspringer einen Auftritt im Film haben.

Wie man bereits merken kann, war es in der folgenden Diskussion nicht gerade leicht, alle diese unterschiedlichen Charaktere in eine einigermaßen schlüssige Handlung zu integrieren. An dieser Stelle mussten die Erzieherinnen und wir mehr anleiten und vorgeben, da die Kinder offensichtlich Schwierigkeiten hatten. Als wir mit dem Konzept und dem Ablauf des Filmes fertig waren, wurden die Figuren gebastelt. Einen Stop-Motion-Film kann man zwar auch mit dreidimensionalen Figuren machen, um es den Kindern aber etwas leichter zu gestalten und Zeit zu sparen, wurden zweidimensionale Pappfiguren gemalt, beklebt und ausgeschnitten.

Die „Dreharbeiten“

Am nächsten Tag begannen die “Dreharbeiten”. Die Figuren wurden bewegt, es wurde ein Foto gemacht, sie wurden weiter bewegt, danach wieder ein Foto gemacht. Eine langwierige Prozedur, die mit viel Stillhalten einhergeht. Wir merkten schnell, dass bei den Kindern die Konzentration allmählich nachließ und entschieden uns dazu, mehr Pausen zwischen den Drehs zu machen und die Kinder in kleinere Gruppen einzuteilen, um eine höhere Konzentration zu erhalten. Deswegen ging ich mit einer Gruppe in den Stilleraum, in dem die Geräusche und Dialoge für den Film aufgezeichnet wurden, Anne betreute die Trickbox und eine Erzieherin begleitete das Basteln weiterer Requisiten und Hintergründe für den Film.
Am dritten Tag hatten wir noch ein paar letzte Szenen nachzudrehen und einige Geräusche fehlten noch. Zur Filmpremiere am Mittag gab es Mikrowellenpopcorn und der Werkraum wurde in einen Kinosaal verwandelt, in dem die kleinen Filmemacher begeistert und gleich mehrmals ihre eigene Kreation ansehen durften.

Fazit

Ich war beeindruckt, wie gut sich manche Kinder in das Arbeiten einfügten, sich engagiert und mit offenem Blick für das Gelingen des Projekts einsetzten oder ganze Sätze ohne viel Aufregung in das Mikrofon sprechen konnten. Natürlich gab es einige Kinder, die sich leicht ablenken ließen und sich manchmal auch bewusst sträubten und nicht mitarbeiten wollten. Viele Kinder sind aber an diesem Projekt und ihren Aufgaben gewachsen und haben ihre Stärken und Schwächen finden können.